Schwierigkeiten sind ein guter Nährboden für Innovation

Gery Nievergelt, als Chefredaktor der Fachzeitung htr hotel revue und der Newsplattform htr.ch bist du ein profunder Kenner der Schweizer Tourismus- und Hotellerieszene. Wie geht es aus deiner Sicht dem Schweizer Tourismus? 
Gery Nievergelt: Nun, die Zeiten waren schon besser. Besonders gefordert ist die Branche durch den starken Franken. Für europäische Gäste sind wir aufgrund der Wechselkurs-Entwicklung noch teurer geworden, was dazu führt, dass etwa viele Deutsche wegbleiben. Diesen Ausfall können Gäste aus Asien und den arabischen Staaten noch nicht kompensieren, obwohl deren Zahl stark zunimmt. 
 
Macht es sich die Tourismusbranche nicht ein wenig zu einfach, wenn sie für ihre Schwierigkeiten einfach «dem starken Franken» die Schuld gibt? Es gibt ja noch andere Themen wie die Servicequalität oder die Kundenfreundlichkeit, wo die Schweiz nicht gerade den besten Ruf hat.
Ich rede auch viel lieber über Herausforderungen, die wir aus eigener Kraft meistern können. Aber insgesamt und im weltweiten Vergleich ist die Servicequalität in der Schweiz sehr hoch. Das wird durch die Gästebewertungen regelmässig bestätigt. Weisst Du, wer sich als einziger über die angeblich mangelnde Freundlichkeit beklagt? Es ist nicht der Gast aus dem Ausland, sondern aus der Schweiz. Nein, wir sind nicht unfreundlich. Aber offenbar manchmal etwas selbstquälerisch veranlagt.
 
Auf der einen Seite steigt der Druck auf Hotellerie und Gastronomie, «besser» zu werden. Auf der anderen Seite gibt es aber auch etliche Gastgeber, die sich entschieden haben, anstatt an der Qualität am Preis zu schrauben und ihre Häuser mit Spezialangeboten wie «Dein Deal» oder «Hotelcard» zu füllen. Deine Meinung dazu?
Die Bettenbelegung ist die Fetischzahl der Branche. Dabei sagt sie über den Gewinn im Grunde wenig aus. Ich kann schon nachvollziehen, dass Hoteliers in der Krise die Preise anpassen. Aber Dumpingpreise sind riskant – und für die Hotelbranche insgesamt ungesund.
 
Machst du dir Sorgen um die Schweiz als Reiseland? 
Nein, um die Tourismus-Destination Schweiz mache ich mir keine Sorgen. Sie ist ein wunderschönes und attraktives Reiseland und gilt zudem als sicher. Das ist gerade in der heutigen Zeit ein weiteres grosses Plus. Was uns Sorgen machen muss, ist die wirtschaftliche Situation in einzelnen Bergregionen, etwa im Wallis oder im Bündnerland. Aber auch in den sogenannten Randregionen gelingt es tüchtigen Unternehmern immer wieder, trotz schwierigster Rahmenbedingungen mit innovativen Ideen und einem einzigartigen Nischenprodukt nachhaltig erfolgreich zu sein.
 
Du sprichst es an: Innovation ist in der Hotellerie heute wichtiger denn je. Erfolgreich umgesetzte Innovationen sind es auch, welche alljährlich mit dem Schweizer Tourismuspreis «Milestone» ausgezeichnet werden. Die htr hotel revue und hotelleriesuisse sind die Ausrichter dieses renommierten Preises. Was bedeutet er für dich als Gastgeber? 
Der «Milestone» erzählt die Erfolgsgeschichten aus Tourismus und Hotellerie. Hier wird nicht gejammert, hier zeigt die Branche, was sie kann. Auch dieses Jahr wird die unabhängige Jury unter dem Vorsitz der ehemaligen Bundesrätin Ruth Metzler eine Fülle an herausragenden Projekten zu beurteilen haben. Ich freue mich jetzt schon auf die Preisverleihung am 15. November im Kursaal Bern.
 
Gery Nievergelt, herzlichen Dank für das Gespräch.
 

Gery Nievergelt ist Chefredaktor all media htr hotel revue und Mitglied der erweiterten Geschäftsleitung im Unternehmerverband hotelleriesuisse. Zuvor war er in leitender Funktion oder als Autor in verschiedenen Medien von tamedia und Ringier beschäftigt, leitete das Seco-Magazin „arbeitsmarkt“ und wirkte als Coach und Mediendozent.
 
Tägliche News aus der Tourismusbranche unter www.htr.ch 
Informationen zum „Milestone“: www.htr-milestone.ch

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