Interview mit Eugen Brunner

„Ich denke, Messen sind und bleiben ein wichtiger Motor der Volkswirtschaft“. Live-Kommunikation an Messen und Events verändert sich. Eugen Brunner, Präsident EXPO EVENT Swiss LiveCom Association, äussert sich zu den Trendthemen «Festivals» oder «Digitalisierung».

Eugen Brunner, was treibt Dich als Präsident des Verbands EXPO EVENT Swiss LiveCom Association und als Partner von Aroma zurzeit am meisten um, beschäftigt Dich am meisten?

Beim Verband stärken wir die Branche mit verschieden unterstützenden Massnahmen und bieten den Mitgliedern Austauschplattformen. Die Messebranche ist bekanntlich im Umbruch; daher kommunizieren wir die Vorteile von Messen und Events auf verschiedenen Kanälen und diskutieren die Weiterentwicklung der Branche. Daneben sind Ausbildung und Nachhaltigkeit wichtige Themen. Überdies sind wir natürlich bereits wieder in der Planung unseres Branchenevents Xaver.

Aroma ist heute Spezialistin für Markenerlebnisse im digitalen und realen Raum. Ob in Architektur, Ausstellungen oder Live Kommunikation: Im Zentrum steht die räumliche und interaktive Erlebnisorientierung, welche wir weiter vorantreiben. Aroma stellt sich aktiv den neuen Herausforderungen und baut mit den beiden Joint Venture Liike und dem Digitalhub die Kompetenzen Nachhaltigkeit und reale und digitale Vernetzung weiter aus.


Angeblich wandeln sich Messen, auch Fachmessen, zu sogenannten «Festivals». Also mehr Party. Das gefällt Dir als Partner einer Live Kommunikationsagentur, weil es Euer Geschäftsmodell fördert, richtig?

Aroma sieht sich nicht als Partymacherin. Sie ist Spezialistin für Markenerlebnisse im Raum und vereint daher Kreativagentur, Architektin und Produzentin unter einem Dach. Wir stellen immer die Frage ins Zentrum, mit welcher Massnahme unsere KundInnen die gewünschte Wirkung erzielen. Da ist „Festival“ häufig nicht die richtige Antwort.


Easyfairs Stephan Forseilles sagt im Interview in EXPODATA LIVE KOMMUNIKATION 7/8/2019, er hasse den Begriff des Festivals. Nicht alles und jedes bräuchte eine Party. Was ist Deine Einschätzung, was würdest Du Stephan Forseilles antworten?

Als Präsident des Verbandes vertrete ich die Auffassung, dass die Messelandschaft Schweiz eine Vielseitige ist und sich daher nicht auf einen Begriff reduzieren lässt. Aus meiner Sicht handelt es sich hier oftmals um eine Wortklauberei. Wichtig ist schlussendlich der Erfolg einer Veranstaltung. Das Resultat zählt.


Auf Fachmessen geht es vor allem um Leads, dann um Abschlüsse (den berühmten Handshake). Was leisten «Festivals» für diesen Prozess? Und kann ein Aussteller, sagen wir auf einer Swissbau, einer Ilmac, einer Sindex tatsächlich noch ein Follow-Up-Geschäft wie früher erwarten? Oder geht es heute nur noch um «Messepräsenz» und das Geschäft wird Online finalisiert?

Ich denke, Messen sind und bleiben ein wichtiger Motor der Volkswirtschaft. Sie sind eine unverzichtbare Absatz-, Kommunikations-, Informations- und vor allem Netzwerk-Plattform, sowohl für die Aussteller als auch für die Besucher – speziell im digitalen Zeitalter.

Je ausgeprägter wir auf den digitalen Kanälen kommunizieren, desto wichtiger ist die persönliche Begegnung zwischen Anbietern und deren potenziellen Kunden. Und im Gegensatz zu früher geht es heute um viel mehr als reine Messepräsenz, auch wenn Geschäfte heute vermehrt online finalisiert werden. Im Vordergrund stehen ein einzigartiges und nachhaltiges Erlebnis und die reale Markeninteraktion.


Stephan Forseilles sagt auch, Messen seien manchmal «langsame, schmerzhafte Erfahrungen». Brauchen Fachmessen eine Vitalisierung? Lässt sich das so einfach generalisieren? Wo siehst Du in der Schweiz dynamische, beim Fachpublikum ankommende Messen?

Ich stimme Stephan Forseilles insofern zu, als dass eine Fachmesse heute mehr bieten muss als reine Produktpräsentation. Denn das ist tatsächlich eine rasch ermüdende Erfahrung. Gerade bei Fachmessen sind das Networking und die Beziehungspflege wichtiger Bestandteil und dafür braucht es auch einen passenden Rahmen, räumlich wie inhaltlich. Und für erfolgreiche Messen gibt es genug Beispiele. In Bern ist dies eine Sindex oder Baumaschinenmesse. Erfolgreich sind jene Messen, welche ein Thema besetzen, Interaktionen fördern und mit einem runden Gesamtprogramm überzeugen.


Live Kommunikationsagenturen haben in den letzten Jahren einen Quantensprung in kreativer und technischer Entwicklung gemacht und damit viele Werbeagenturen rechts überholt. In welchem Mass ist diese Tatsache in der werbetreibenden Wirtschaft angekommen? Wie lässt sich eine solche Entwicklung kommunizieren?

Waren früher klassische Agenturen Vermittler zwischen Kunden und Live Kommunikationsagenturen, findet der Kontakt heute mehrheitlich direkt statt. Die Tatsache ist also nicht nur angekommen sondern auch angenommen. Ob Werbe- oder Live Kommunikationsagentur: wer hier langfristig erfolgreich sein will, muss sich stetig weiterentwickeln.


EXPO EVENT Swiss LiveCom Association ist in diesem Jahr ein Aktionsprogramm «Pro Messe» gefahren. Auf welchen Kanälen? Wie ist es in der Wirtschaft angekommen? Hat sich die Skepsis in Bezug auf den angeblichen Niedergang der Messen etwas gelegt? Wird das Aktionsprogramm im 2020 weitergeführt?

Wir haben ein Podium zum Thema „Pro Messen“ an der BEA in Bern organisiert und dabei mit wichtigen Stakeholdern und zudem mit rund 40 Medienvertretern gesprochen. Zudem haben wir unsere Botschaften aktiv über unsere Social-Media-Kanäle gestreut und dabei viel Goodwill bei den relevanten Zielgruppen erhalten. Zusätzlich zum Podiumsgespräch waren wir mit einem Filmteam an der Baselworld und haben hierzu einen weiteren Beitrag zum Thema Messen der Zukunft erstellt. Die Massnahmen für 2020 sind in Planung.


Die jährliche Eventklimastudie von EXPO EVENT Swiss LiveCom Association weist jedes Jahr neue Rekordzahlen aus. Wie ist das möglich, wenn der Schweizer Messemarkt stark rückläufig ist inklusive der ganz grossen Messen? (Verlagerung von Messebudgets in die Live Kommunikation?)

Die Gesamtsituation der Live-Communcition Branche ist erfreulich: Der Gesamtumsatz wächst – sowohl die Live-Kommunikation als auch der Teilbereich Messeplätze – und ebenso gibt es einen Aufwärtstrend bei der Anzahl der beschäftigten Mitarbeitenden. Am stärksten ist der Bereich Corporate-/Mitarbeitenden-Events in den letzten zwei Jahren gewachsen. Dies entspricht der internationalen Entwicklung. Digitalisierung und Nachhaltigkeit sind die klaren Megatrends der Branche. Ökologisch nachhaltige Dienstleistungen haben an Bedeutung gewonnen. So bieten in der Zwischenzeit drei Viertel der Unternehmen entsprechende Dienstleistungen an.


2020 findet in Dubai die nächste Weltausstellung statt. Mit einer grossen Beteiligung der Schweiz und von Schweizer Dienstleistern. Wird EXPO EVENT Swiss LiveCom Association hier Aktivitäten wahrnehmen? Was erhoffen Sie sich von der Weltausstellung in Dubai für die Schweiz, für EXPO EVENT, für Schweizer Agenturen und Messebaufirmen?

Als Branchenverband freuen wir uns, dass nicht nur die Schweiz, sondern auch eine grosse Anzahl Schweizer Dienstleister beteiligt sind. Es ist die erste Weltausstellung in einem arabischen Land und eine einzigartige Möglichkeit, dort die Schweiz zu präsentieren. Für Schweizer Agenturen und Messebaufirmen ist es eine Gelegenheit, ihre Innovationskraft und Umsetzungsstärke einem grossen Publikum zu präsentieren.


Expo Event hat im Juni in Zürich das 51. Internationale Messeseminar durchgeführt. Was ist Deine Bilanz? Was bleibt zurück?

Das dreitägige Seminar war gefüllt mit spannenden Vorträgen, inspirierenden Diskussionsrunden und viel Platz zum Netzwerken. Im Vordergrund stand das Thema Sicherheit, welches facettenreich beleuchtet wurde. Ob die Steuerung der Besucherströme, Zutrittskontrollen, Live-Hackings oder raumbezogene Prognoseverfahren.


Fluch oder Segen? Was wird die digitale Transformation für die Live Kommunikation (Messen und Events) leisten? Und was nicht?

Es ist weder Fluch noch Segen, sondern eine Chance für die Live Kommunikation. Die digitale Kommunikation ergänzt das Live Erlebnis und wird es nicht ersetzen, sondern bereichern. Mit der entsprechenden Digitalstrategie kann ein Anlass nicht nur einem breiteren Publikum zugänglich gemacht werden. Durch eine geschickte Onlinekommunikation und Community Building wird das Erlebnis verlängert. Auch während einer Veranstaltung erfährt der Besucher durch digitale Interaktionen einen Mehrwert.

Autor: Adrian Erni




XAVER-Award 2020
Datum: Donnerstag, 4. Juni 2020
Ort: Halle 622, Zürich-Oerlikon

Teilnahmebedingungen:
Projekt Anmeldung und Einreichung:
01.11.2019 bis 28.02.2020

Early Bird-Preis: CHF 390.- (bis 31.12.2019)
Standardpreis: Mitglieder CHF 590.- / Nichtmitglieder CHF 690.- (bis 28.02.2020)

Kategorien:
  • Best Corporate Event
  • Best Efficiency Project
  • Best Public Event
  • Best Consumer/POS-Event
  • Best Expo Project
  • Best Brandworlds & Temporary Installations and Exhibtions
  • Best Supplier Services

Alle Informationen finden Sie unter xaver-award.ch


 

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