eventlokale.ch: Moritz Leuenberger, Sie sind Gastgeber der «Bernhard Matinée» und bitten einmal pro Monat spannende Persönlichkeiten aus Kultur und Gesellschaft auf die Bühne. Früher waren Sie bei solchen Anlässen Talkgast, heute stellen Sie die Fragen, wie war diese Umstellung für Sie?
Moritz Leuenberger: Ich bin immer noch daran, mich in die neue Rolle einzuleben. Als Politiker wurde ich mit der Zeit recht schlagfertig. Ich musste ja beinahe täglich Interviewfragen beantworten. Nun plötzlich die Fragen selber zu stellen, ist tatsächlich eine neue Erfahrung. Was ist, wenn beide nicht mehr weiter reden und eine peinliche Stille entsteht? Deshalb war ich vor meinem ersten Auftritt etwas nervös.
Welche Aspekte machen Ihnen in Ihrer neuen Rolle besonders Spass?
Wenn sich die Gäste wirklich öffnen. Oft wird ein Interviewgast ja in eine Sackgasse getrieben, wo er gar nicht hinwill. Das ist durchaus die Aufgabe von Journalisten, die deswegen auch eigentliche Fallen stellen wollen. Ich will aber als Gastgeber meinen Gästen den Respekt und die Sicherheit bieten, damit sie sich wirklich öffnen können. So ist es mir beispielsweise wichtig, dass ich den Talk mit den Gästen vorgängig bespreche. Sie können sagen, was sie nicht gefragt werden wollen und sie sollen spüren, dass ich sie nie in eine Ecke dränge.
Wie sind Sie denn eigentlich zu Ihrer neuen Funktion als Talkmaster gekommen?
Als ich vom Bernhard Theater die Anfrage für die Matinée erhielt, sprach mich dies sofort an. Ich freute mich auf eine neue Herausforderung. Ich zögerte dann etwas und zierte mich, doch ich wusste in diesem Fall sofort, dass ich zusagen werde.
Nach welchen Kriterien wählen Sie Ihre Talkgäste aus? Wann ist ein Gesprächpartner für Sie spannend?
Die Grundidee der Bernhard Matinée ist, den Besuchern das aktuelle Kulturangebot von Zürich nahe zu bringen. Wir stellen Filme, Musicals, Kabarett vor und geben Künstlern die Gelegenheit, aus ihrem aktuellen Programm zu spielen. Diese ursprüngliche Idee hat sich nun, nach einigen Ausgaben, etwas weiterentwickelt. Heute fragen wir uns für die Matinée ganz allgemein, welche Themen und Persönlichkeiten unser Publikum interessieren könnten und gestalten das Programm danach.
Welches war Ihr bisheriges Highlight als Talkmaster, welche Momente haben Sie in besonderer Erinnerung?
Wichtig war für mich das Gespräch mit Emil. Es war mein erster Auftritt in der neuen Rolle. Ich war nervös und unsicher, ob ich das überhaupt kann. Emil übernahm sofort munter und erfrischend das Zepter und hat, anstatt nur auf meine Fragen zu antworten, mir seinerseits Fragen gestellt. So schuf er eine lockere Atmosphäre und befreite mich von den Ängsten und alles wurde gut.
Hatten Sie in Ihrer noch jungen Karriere in der Unterhaltungsbranche auch schon Pannen, Dinge die schief gingen?
Selbstverständlich läuft in einem solchen Veranstaltungsformat nie alles zu hundert Prozent rund. Was mir aber auffällt: Pannen sind für unsere Gäste immer ein Highlight. Wenn ich zum Beispiel dem Publikum ganz unprofessionell den Rücken zukehre, finden die Leute dies lustig. Als ich bei einer technischen Panne selber Hand anlegen wollte, wurde das zum Gaudi. Diese Erfahrungen geben mir zunehmend Sicherheit, mich selbst sein sein zu dürfen, auch wenn mir nicht immer alles gelingt.
Früher waren Sie Bundesrat, heute stehen Sie für das Bernhard Theater im Einsatz. Gibt es Parallelen zwischen Politik und Theater?
Absolut, diese Parallelen sind offensichtlich. Ich habe das immer wieder betont, zuletzt bei meiner Rücktrittsrede: «Wir treten auf, wir spielen, wir treten ab». In der Politik müssen wir unsere Überzeugungen in beschränktem Rahmen und in beschränkter Zeit vermitteln, ganz wie das Theater. Da reichen Worte alleine kaum, da gehören immer auch Übertreibungen und kabarettistische Elemente dazu.
Sind Sie nun in Ihrem Herzen heute eher Politiker oder Kulturschaffender?
Ich bin und bleibe ein politischer Mensch. Zwar habe ich keine aktive Rolle mehr, aber doch noch diverse politische Mandate, die ich ausübe. Daneben trete ich bei vielen kulturellen Anlässen auf, mit Reden oder Texten. Da blitzt die politische Grundhaltung halt immer wieder durch.
Ein Thema, wo Unterhaltung und Politik zur Zeit sehr starke Berührungspunkte haben, ist die Satire. Wie stehen Sie zur Aussage „Satire darf alles“?
Mit diesem Spruch hat Tucholsky wohl auch sehr bewusst theatralisch übertrieben. Satire hat sich genauso an Verfassung und Gesetz zu halten, wie alle andere Kommunikation auch. Bei der Satire werden die Grenzen aber viel weiter gezogen, weil der Humor und die Ironie für jedermann erkenntlich sind. Aber das Zitat von Tucholsky stellt keinen generellen Freipass für gezielte Beleidigungen dar.
Zum Abschluss noch ein Ausblick: Wie geht es weiter mit den Bernhard Matinée, hängt Ihr noch eine Spielzeit an oder ist nach der aktuellen Saison Feierabend?
Die letzten Aufführungen waren allesamt sehr früh ausverkauft. Von daher wäre es fast ein wenig eine Gemeinheit gegenüber unserem Stammpublikum, wenn wir nun einfach aufhören würden. Darum haben wir uns entschieden, nach der der aktuellen Saison, welche am 29. Mai zu Ende geht, ab Herbst eine weitere Spielzeit anzuhängen, für die auch Abonnements gelöst werden können.
Moritz Leuenberger, herzlichen Dank für das Gespräch.
Bernhard Matinée: Am Sonntag, 29. Mai findet die letzte Matinée Ausgabe der aktuellen Spielzeit statt. Nach einer Sommerpause starten die Bernhard Matinée am 18. September in eine zweite Saison. Einmal pro Monat empfängt Moritz Leuenberger ab dann wieder spannende Gäste aus Kultur und Gesellschaft.
Informationen & Tickets: Matinée Daten 2016: 29 .Mai // 18. September / 30. Oktober / 20. November Matinée Daten 2017: 29. Januar / 26. Februar / 26. März / 07. Mai / 18. Juni Weitere Infos & Tickets:www.bernhard-theater.ch
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