Allianz der Veranstaltungsbranche: Gekommen, um zu bleiben

Die Veranstaltungsbranche hat während der Pandemie heftige Zeiten durchlebt. EXPO EVENT Swiss LiveCom Association hat an vorderster Front für die Anliegen seiner rund 180 Mitglieder gekämpft. Zusammen mit den wichtigsten Branchenverbänden wurde eine politische Lobby geschaffen und ein Sprachrohr lanciert, welches über die Krise hinaus für nachhaltige Rahmenbedingungen sorgen wird.

Das Unheil begann für die Veranstaltungsbranche im Februar 2020 so schleichend wie die Ankunft des Coronavirus selbst. Auf die Absage erster Anlässe wie der Fasnacht und beliebter Publikumsmessen oder Events folgten rasch kantonale Verbote von Sportveranstaltungen mit Publikum. Am 28. Februar schliesslich kam es zum nationalen Stillstand der Live-Branche mit dem bundesrätlichen Verbot von Grossanlässen.

Der damalige Präsident von EXPO EVENT Swiss LiveCom Association, Eugen Brunner, erinnert sich: «Als Gesundheitsminister Alain Berset mit der unheilvollen Botschaft vor die Medien trat, war ich als Veranstalter mitten in den letzten Proben der Swiss Music Awards in Luzern, die noch am selben Abend stattfinden sollten. Die Hektik, die daraufhin ausbrach, werde ich wohl nie vergessen.» Eugen Brunner – und mit ihm die gesamte Live-Branche – wurde von hundert auf null aus dem Veranstaltungsfieber gerissen.

Der Entscheid markierte de facto ein Berufsverbot und damit auch den Beginn eines dramatischen Überlebenskampfs für Konzert- und Kongressveranstalter, Messeplätze und Eventagenturen sowie Catering-Unternehmen und Zulieferer. Alle jene, die Mitglied bei EXPO EVENT waren, begannen alsbald, den Verband um Hilfestellung zu ersuchen. In der Folge war der Verbandsvorstand fortan kaum mehr mit Live-, sondern mit Krisen-Kommunikation beschäftigt. «Bei unserer ersten Notfall-Sitzung ging es vor allem darum, wie wir uns kurz- und mittelfristig aufstellen sollten», so Eugen Brunner. «Darüber, was die effektiven Folgen dieser Pandemie sein könnten, dachte zu dem Zeitpunkt noch niemand nach.»

 

 

Vom Runden Tisch zum regelmässigen Austausch

EXPO EVENT reagierte zwar postwendend auf die Krise, genauso rasch liess sich aber ein grosses Manko ausmachen: die fehlende politische Lobby. Erste Versuche, mit dem Staatssekretariat für Wirtschaft SECO und dem Bundesamt für Gesundheit BAG in Kontakt zu treten, scheiterten krachend. «Dies lag einerseits daran, dass wir nicht wussten, wo wir anklopfen sollten. Andererseits waren aber auch die Behörden selber erst im Begriff, ihre Krisenstäbe zu bilden. Wir starteten daher in die Pandemie mit der ernüchternden Erkenntnis, dass wir in den vergangenen Jahren unsere Hausaufgaben stark vernachlässigt hatten», bilanziert Eugen Brunner.

Also wurden diese Defizite aufgearbeitet und so bestand in den ersten Wochen der Krise die Hauptarbeit darin, Listen von Parlamentariern zu erstellen und herauszufinden, welche Vorstandsmitglieder über die besten persönlichen Kontakte verfügten. Auf dieser Basis wurden die betreffenden Politikerinnen und Politiker gezielt angegangen. «Viele Entscheidungsträger realisierten erst nach und nach, wie gross der Wirtschaftsfaktor der LiveCom-Branche ist. Und dass es sich bei den Akteuren nicht einfach um eine Handvoll Event-Agenturen handelt, sondern um eine umfassende Industrie.»

Gleichzeitig begann EXPO EVENT damit, dramatisch formulierte Medienmitteilungen zu versenden und Medienschaffende aktiv zu kontaktieren. Mit der medialen Aufmerksamkeit wurde schliesslich auch die Politik hellhörig: Es folgte eine erste Einladung zu einem Runden Tisch, an dem sich Verbandsvorstände – darunter auch Eugen Brunner – mit dem SECO austauschen konnten.

Später konnte sich EXPO EVENT mit rund zwanzig anderen Verbänden regelmässig mit Wirtschaftsminister Guy Parmelin treffen. Auch wenn viele dieser Treffen zunächst vor allem dazu dienten, die Lage und die Gemüter zu beruhigen, blieb der Erfolg nicht aus: Ende März 2020 stellte das SECO Erleichterungen für Kurzarbeit in Aussicht und der Bund versprach auf Initiative von Finanzminister Ueli Maurer, für Kredite betroffener Unternehmen bei den Banken zu bürgen.

 

 

Mit differenzierter Kommunikation zum Erfolg

Im ersten Pandemie-Winter konnte EXPO EVENT – mittlerweile unter dem neuen Präsident Christoph Kamber – bereits von wichtigen Learnings aus der ersten Welle im Frühling profitieren. So zum Beispiel, in der Kommunikation den Fokus zu behalten: «In der Not hatten wir anfangs dazu tendiert, in wilden Aktionismus zu verfallen. Mit der Zeit haben wir aber festgestellt, dass eine wutgetriebene Kommunikation ohne Strategie nichts bringt, sondern eine feine Differenzierung zielführender ist.»

Insgesamt verfasste EXPO EVENT – zu Beginn noch in Eigenregie, später zusammen mit der Allianz der Veranstaltungsbranchenverbände – in den vergangenen zwei Jahren über 100 Schreiben an externe Stellen: darunter Medienmitteilungen, Positionspapiere, offene Briefe an den Bundesrat, das Bundesamt für Gesundheit BAG, das Staatssekretariat für Wirtschaft SECO oder zuständige Kommissionen. In unzähligen bilateralen Gesprächen mit den Behörden wurden Sachverhalte erklärt und konkrete Forderungen gestellt.  

Mit der Fülle an Publikationen und Gesprächen zeigte sich auch immer wie klarer, welches Instrument wann funktioniert. «Ein Bundesrat erhielt während der Pandemie rund 4000 Briefe pro Tag», weiss Christoph Kamber heute. «Also ist es definitiv hilfreicher, die richtigen Parlamentarierinnen und Parlamentarier gezielt zu bearbeiten.»

Den richtigen Ton zu finden, das galt es auch bei der Verbands-internen Kommunikation: Neben der intensiven Lobbying-Arbeit gehörte auch die Betreuung der eigenen Verbandsmitglieder zum Präsidentenamt. So zum Beispiel regelmässige Telefonate mit verzweifelten Mitgliedern. «Wir verspürten viel Wut und Ohnmacht. Daher organisierte der Verband zahlreiche Hilfsmassnahmen wie eine spezifische Website und Newsletter, Checklisten sowie rechtliche Unterstützung, die wir den Mitgliedern zur Verfügung stellten, um sich im Dschungel zurecht zu finden.»

 

 

Night of Light – und Licht am Horizont

Als grösste Errungenschaft während der Pandemie streichen sowohl Christoph Kamber als auch Eugen Brunner die gute Zusammenarbeit mit den anderen Verbänden hervor, welche in einer schlagkräftigen Allianz der Veranstaltungsbranchenverbände gipfelte. Diese trifft sich seit zwanzig Monaten im 2-Wochen-Rhtythmus zu einem digitalen Austausch mit dem Ziel, die Interessen der Gesamtbranche zu bündeln und gegen aussen zu vertreten.

«Gerade in der sehr heterogenen Veranstalterbranche ist es für alle Beteiligten zentral und wichtig, dass eine konsolidierte Meinung gegenüber Behörden sowie Medien geäussert wird», erklärt Christian Künzli, Vorstandsmitglied von EXPO EVENT und in dieser Funktion seit Anbeginn für die Koordination der Allianz zuständig. Ihren Anfang fand die Allianz anlässlich der «Night of Light» im Juni 2020. Bei dieser aufsehenerregenden Aktion wurden verschiedene Gebäude rot beleuchtet, um die herrschende «Alarmstufe Rot» sichtbar zu machen.

EXPO EVENT tat sich hierzu erstmals mit dem Schweizer Verband technischer Bühnen- und Veranstaltungsberufe svtb zusammen – mit Erfolg: Die Aktion, die auch in verschiedenen anderen Ländern durchgeführt wurde, stiess in den Medien und der Bevölkerung auf breite Resonanz.

«Mit der Allianz geben wir einer Branche mit 23’000 Mitarbeitenden und 40'000 freiwilligen Helfenden sowie einem Umsatz von rund 3 Mrd. Fr. im Jahr 2020 eine klare und unverwechselbare gemeinsame Stimme. Gerade bei Anlässen wie der ‘Night of Light’ haben wir gemerkt, dass wir in einem gemeinsamen Verbund sehr viel mehr erreichen können als alleine», so Christian Künzli.

 

 

Engagiert an vorderster politischer Front

Und so ging es weiter mit der gemeinsamen Sache: Im September 2020 koalierten EXPO EVENT und der svtb erstmals mit dem Branchenverband der professionellen Schweizer Konzert-, Show- und Festivalveranstalter SMPA sowie dem Schweizer Bühnenverband SBV, um während der Herbstsession an einem dedizierten Parlamentarieranlass für das Covid-19-Gesetz zu weibeln.

«Anlässlich dieser Aktion sind wir das erste Mal ganz direkt mit den Parlamentarierinnen und Parlamentariern in Kontakt gekommen», schildert Christian Künzli. Dabei riefen Branchengrössen aus den Bereichen Sport, Kultur und Show wie Stress, André Béchir oder Viktor Giacobbo eindringlich zur Unterstützung der arg gebeutelten Branche auf.

Die flammenden Apelle fanden Gehör – nicht nur bei den avisierten Politikerinnen und Politkern, sondern auch bei den Medien, die breit darüber berichteten. Im November 2020 erfolgte eine weitere Kooperation mit dem Schweizer Reise-Verband und dem Schausteller Verband Schweiz. Hierbei wurde der Bund in einer Online-Medienkonferenz aufgerufen, die für die Branche dringend benötigten Härtefallgelder schnell und unkompliziert zur Verfügung zu stellen. Ausserdem lobbyierte die Allianz im Frühling 2021 erfolgreich für den Schutzschirm für Corona-bedingte Absagen und Verschiebungen von Veranstaltungen im Covid-19-Gesetz.

 

Geboren in der Not, gestaltet für die Zukunft

Aktuell besteht die Allianz aus 14 Mitgliedern der Veranstaltungs- und Messebranche und ist nun – während sich die Pandemie-Situation zu beruhigen scheint – im Begriff, die Zusammenarbeit zu institutionalisieren. «Wir sind mittlerweile sowohl politisch als auch gegenüber unseren Mitgliedern, der Öffentlichkeit und den Medien optimal aufgestellt und werden alles daransetzen, eine wichtige Stimme zu bleiben, die gehört wird.

Schliesslich wissen wir alle nicht, wie die Lage im kommenden Herbst aussehen wird», schliesst Christoph Kamber. Und auch wenn die Pandemie selbst nun Geschichte sein sollte – deren Folgen wie zum Beispiel ein schwerwiegender Fachkräftemangel – halten die Branche weiter in Atem. Im Gegensatz zum geschichtsträchtigen 28. Februar 2020 hat die Branche nun aber die richtigen Werkzeuge in der Hand, um im Sinne ihrer Mitglieder schnell und schlagkräftig zu weibeln. Weitere Informationen

 

EXPO EVENT Verband: Im Rahmen einer Partnerschaft präsentiert der EXPO EVENT Verband auf den Kanälen von eventlokale.ch monatlich ein spannendes Thema aus der Eventwelt. Bei Fragen oder Anregungen steht die EXPO EVENT Geschäftsstelle gerne zur Verfügung:


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